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Neuer Alltag | So hielten sich die Steirer an die Ausgangs-Beschränkungen

Von Michael Kloiber und Michael Sommer

Google ist längst mehr als eine Suchmaschine und hat sich in Vergangenheit an zahlreichen Projekten versucht – von einer Brille mit integriertem Bildschirm bis zum selbstfahrenden Auto. Über das Handysystem Android sammelt der US-Internetgigant auch Bewegungsprofile in anonymisierter Form. Dadurch ist es beispielsweise möglich, dass bei einer Google-Suche nach Geschäften oder Restaurants die Frequenz vor Ort angezeigt wird. Genau nach diesem System hat das Unternehmen nun auch analysiert, wie sich das Verhalten der Menschen in der Coronakrise verändert hat.

Als Basiswert hat Google den Durchschnitt der ersten fünf Kalenderwochen 2020 angenommen – und diesen Zahlen die Daten ab dem 15. Februar gegenübergestellt. Die Kleine Zeitung hat die Ergebnisse der steirischen Auswertungen des Mobiliätsreports nun zusammengefasst. Dass sich mit Beginn der Ausgangsbeschränkungen der Alltag der Steirer massiv verändert hat, war allen bekannt. Erstmals lässt sich das auch in übersichtlichen Grafiken darstellen.

Bewegungsprofil in Handel und Apotheken vs. Freizeitanlagen

Obenstehende Grafik zeigt es deutlich: Mit Beginn der Ausgangsbeschränkungen am 16. März 2020 haben sich die Steirer tatsächlich an den neuen verordneten Alltag gehalten. Bis zum Ende der Regelung am 30. April sind die Bewegungen in Freizeitanlagen (Kinos, Museen, Einkaufsstraßen, Shoppingcenter, …) um bis zu 90 Prozent zurückgegangen. Der Wert steigt nach Ostern mit der sukzessiven Öffnung des Handels wieder an. Apropos Handel: Klar zu sehen sind die Hamsterkäufe der Bevölkerung zwischen Faschingsdienstag und Mitte März. Die Besuche in Lebensmittelmärkten und Apotheken lagen deutlich über dem Schnitt. Höhepunkt der Einkaufs-Wut war der 13. März – also der Freitag, an dem die Ausgangsbeschränkungen von der Bundesregierung angekündigt wurden.

Bewegungsprofil an Arbeitsplätzen und Wohnorten

Der politische Ruf nach Home-Office wurde von Arbeitgebern und Arbeitnehmern erhört. Unsere Grafik beweist, dass die Steirer mit Beginn der Ausgangsbeschränkungen am 16. März um bis zu 30 Prozent mehr Zeit zu Hause verbracht haben. Gleichzeitig ist die Frequenz an bekannten Unternehmens-Adressen um bis zu 63 Prozent (am Ostermontag sogar 88 Prozent) gesunken. Damit waren dreimal weniger Personen an ihren Arbeitsstätten zugegen, wie in den Semesterferien von 16. bis 22. Februar. Spannend auch: An den Sonntagen zog es die Menschen trotz der geltenden Regeln vermehrt auf die Straße, die Aufenthaltsdauer in den eigenen vier Wänden sank hier Woche für Woche merkbar ab. Mehr dazu in der folgenden Grafik.

Aufenthalte in Parks, auf Straßen und Plätzen

Hat das Wetter mitgespielt, waren die Steirer auch außer Haus unterwegs. Gemäß den geltenden Verordnungen durften sie anderen Menschen helfen, spazieren gehen, laufen oder bei Bedarf auch die Arbeitsstätte aufsuchen. Dennoch zeigt sich: In der Öffentlichkeit war um bis zu 65 Prozent weniger los, als in den ersten fünf Kalenderwochen des laufenden Jahres. Mit Beginn der Karwoche waren wieder deutlich mehr Personen auf den Straßen anzutreffen. Seit Ostern macht sich die Öffnung von weiten Teilen des Handels durch einen Anstieg der Menschen im öffentlichen Raum bemerkbar.

Rückgang der Öffi-Fahrgäste

Kaum wo machten sich die Ausgangsbeschränkungen so bemerkbar wie in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Obenstehende Grafik zeigt, dass die Zahl der Fahrgäste in der Steiermark deutlich gesunken ist – und zwar um bis zu 75 Prozent (mit Ausnahme des Ostermontag). Diese Werte dürften das Resultat von fehlenden Ausflügen, steigendem Home-Office-Anteil und gleichsam der Reduktion der Taktung von Bus, Bahn und Tram sein. Auffällig ist der deutliche Rückgang der Nutzer bereits am ersten Wochenende der drakonischen Regelungen.

Die Zusammenhänge in einer Grafik

Legt man nun erneut alle von Google ermittelten sechs Werte übereinander, ergibt sich ein klares Bild: Die Steirer haben sich mit großer Mehrheit an den vorübergehenden Alltag gehalten.

Vor allem die Wochen zwischen Lockdown und Ostern zeigen deutlich, dass das gewohnte Leben zurückgefahren wurde – in allen Bereichen des Lebens gab es spürbare Verluste, die die Daten nun auch bildlich widerspiegeln. Den einzigen Anstieg konnte man bei der Verweildauer zu Hause verspüren. Erst nach Ostern und den ersten Lockerungen im Handel zeigt die Kurve langsam wieder in Richtung „Aufwind“ und einer schrittweisen Rückkehr zur Normalität.