Interaktiv

EM 2020 | Alles was Sie über die Europa­meisterschaft wissen müssen

Von Hubert Gigler, Michael Lorber, Michael Sommer und Clemens Ticar

DIE TERMINE

Wie geht es für unser Nationalteam weiter?

Österreichs erstes Trainingslager

Das ÖFB-Team bestreitet Ende März ein erstes Trainingslager mit zwei Testspielen in Vorbereitung auf die EM. Die ersten Gegner sind Wales und die Türkei.

23. bis 31. März 2020

Erste Testspiel-Runde

Die ÖFB-Equipe eröffnet am 27. März den Testspiel-Reigen in Wales (20.45 Uhr), der Austragungsort steht noch nicht fest. Gegen Wales hatte es zuletzt im Rahmen der WM-Qualifikation 2018 ein 2:2 zu Hause bzw. ein 0:1 auswärts gegeben. Nur drei Tage später steht ein Heimspiel gegen die Türkei auf dem Programm. ZU DEN TICKETS

27. und 30. März

Letzte Teilnehmer ziehen ihr Ticket

Die letzten vier EM-Tickets werden im Play-Off der Nations League vergeben.

26. bis 31. März 2020

Finale Testspiele

Am 2. Juni tritt das Nationalteam gegen England im Ernst-Happel-Stadion zum vorletzten Testspiel an. Für den Schlager sind laut ÖFB-Informationen schon über 25.000 Tickets verkauft worden. Zum Abschluss reist die Truppe von Teamchef Franco Foda am 7. Juni (18.00 Uhr) nach Prag. Beim bisher letzten Aufeinandertreffen setzten sich die Österreicher am 3. Juni 2014 in Olmütz mit 2:1 durch.

Ende Mai bis Anfang Juni 2020

Kader-Bekanntgabe

Der endgültige 23-Mann-Kader für den Bewerb muss offiziell bekannt gegeben werden.

2. Juni 2020

Ankick!

Die 16. Auflage der Europameisterschaft wird mit dem Eröffnungsspiel in Rom angepfiffen. Der ORF überträgt alle Spiele live.

12. Juni 2020

Die Europameisterschaft 2020 wird nicht nur für Österreich eine ganz besondere: Erstmals wird der Bewerb in zwölf verschiedenen Städten und Ländern in ganz Europa gespielt. Die Spiele einer Vorrundengruppe werden jeweils an zwei Orten ausgetragen. Gruppe A spielt beispielsweise in Aserbaidschan (Baku) und Italien (Rom), Gruppe B in Russland (Sankt Petersburg) und Dänemark (Kopenhagen).

Tickets für die Euro 2020

Das erste Kontingent für EM-Tickets ist bereits im Sommer 2019 vergeben worden. Rund 13.000 Österreicher waren bereits unter den Glücklichen und haben sich primär Karten für die Partien in München und Budapest gesichert.

Zwei Möglichkeiten für den Ticketkauf gibt es noch: Zwischen 4. und 18. Dezember 2019 sowie zwischen 2. und 9. April.

Die beiden Halbfinalpartien und das Endspiel werden jeweils im größten Stadion der Europameisterschaft stattfinden: Das im Jahr 2007 erbaute Londoner Wembley-Stadion fasst 90.652 Zuschauer und dient damit als würdiger Rahmen, um den Europameister 2020 zu küren.

DIE SPIELORTE

Klicken Sie auf eines der Stadien und erfahren Sie mehr über die zwölf Spielorte:

Die Idee für diese ungewöhnlich hohe Zahl an Austragungsorten hat ihren Ursprung im 60-jährigen Bestehen der Fußball-Europameisterschaft. Deshalb entschied sich die UEFA bereits 2012, den Bewerb nicht nur an ein oder zwei, sondern an mehreren Orten in ganz Europa stattfinden zu lassen. Inklusive des Hinweises, dass es sich um eine einmalige Sache handeln sollte.

Die Auslosung

  • Italien
  • Türkei
  • Wales
  • Schweiz

Austragungsorte: Baku, Rom

  • Dänemark
  • Finnland
  • Belgien
  • Russland

Austragungsorte: St. Petersburg, Kopenhagen

  • Niederlande
  • Ukraine
  • Österreich
  • Playoff-Sieger D

Austragungsorte: Amsterdam, Bukarest

  • England
  • Kroatien
  • Tschechien
  • Playoff-Sieger C

Austragungsorte: London, Glasgow

  • Spanien
  • Schweden
  • Polen
  • Playoff-Sieger B

Austragungsorte: Bilbao, Dublin

  • Deutschland
  • Portugal
  • Frankreich
  • Playoff-Sieger A

Austragungsorte: München, Budapest

*Die Playoff-Sieger werden Ende März im Playoff der Nations League ermittelt.

Österreichs Qualifikation

Als Österreichs Fußball-Nationalmannschaft am 25. März 2019 die Heimreise aus Haifa antrat, hatte sich die Schlinge schon relativ eng um die Hälse gezogen. Die Köpfe rauchten, denn die Spiele gegen Polen (0:1) und das vermeintlich nicht an die österreichische Kragenweite heranreichende Israel (2:4) waren verloren gegangen. Die ÖFB-Auswahl stand nach zwei Partien der Qualifikation für die EM-Endrunde 2020 mit dem Rücken zur Wand und sah sich ebenso wie Teamchef Franco Foda heftiger Kritik ausgesetzt. Dass ausgerechnet Andi Herzog und der übergeordnete Ex-ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner den Österreichern mit Israel eines auswischten, löste bei den Verbandsgranden besonderes Zusatz-Unbehagen aus.

Das lange Zeitintervall von zehn Wochen bis zum folgenden ‚“Lehrgang“, wie die Zusammenkünfte des Teams im ÖFB-Jargon genannt werden, wurde für die Aufarbeitung genutzt, verbunden mit dem festen Vorsatz, es besser zu machen. Der ebenfalls in Bedrängnis geratene Sportchef Peter Schöttel gab zu, den extremen Druck gespürt zu haben, und die Mannschaft befreite sich aus ihrer selbstauferlegten Fesselung. Es gelang ihr, die Taktik des Teamchefs mit den bestens ausgebildeten fußballerischen Fähigkeiten und der im Frühjahr noch schmerzlich vermissten Leidenschaft zu kombinieren und feierte gegen Slowenien (1:0) und in Nordmazedonien (4:1) spielerisch überzeugende Siege.

Viel Lärm um Arnautovic und Hinteregger

Dies bescherte dem Team in Verbindung mit der deutlich zutage getretenen mannschaftlichen Geschlossenheit einen ruhigen Sommer, und so knüpften die Österreicher im September dort an, wo sie im Juni aufgehört hatten. Es folgten ein lustvoll zelebriertes 6:0 gegen Lettland und ein auswärtiges 0:0 gegen Polen in einer Partie, in welcher Österreich dem Sieg näher war. Der umstrittene und von starkem Medienecho begleitete Wechsel von Marko Arnautovic von West Ham nach China zu SPG Shanghai hatte keinerlei negative Auswirkungen auf dessen Leistungen in der nationalen Auswahl.

Also schritten die nunmehr schon von einer Erfolgsserie aufgeputschten Nationalfußballer im Oktober zu den vorentscheidenden Taten. Vorerst lag Österreich (10 Punkte) an dritter Stelle hinter Polen (13) und Slowenien (11). Gegen Israel galt es einerseits die Weichen für die Qualifikation zu stellen und andererseits Revanche für das 2:4 vom März zu nehmen. Nach anfänglichen Problemen setzten sich die Gastgeber letztlich sicher mit 3:1 durch. Der nach einer durchzechten Nacht unmittelbar vor dem Polen-Spiel für die Partie in Warschau von Foda suspendierte Martin Hinteregger sorgte mit einem Klasse-Tor zum 2:1 für ein Extra-Schmankerl im Verlauf dieser EM-Qualifikation.

Die Vorentscheidung

Die Endrunde nahm dann drei Tage später in Laibach ganz scharfe rot-weiß-rote Konturen an. Österreich dominierte die Partie gegen Slowenien, ging verdient relativ früh (21.) in Führung und verteidigte den knappen Vorsprung souverän. Ein höherer Erfolg wäre angebracht und auch leicht möglich gewesen, aber das Foda-Team vergab etliche Chancen, ließ dafür in der Defensive so gut wie gar nichts zu. Für das entscheidende Tor sorgte in Gestalt von Stefan Posch neuerlich ein Verteidiger. Zum ersten Mal seit 2009 hatte Österreich übrigens ein Pflichtspiel ohne (die verletzten) Arnautovic und David Alaba bestritten. Nun fehlte nur noch ein Punkt auf die dritte EM-Endrundenteilnahme.

Dritte EM-Teilnahme seit 2008

2020 wird Österreich zum dritten Mal in jüngster Vergangenheit an einer EM teilnehmen. Zum weiten Mal qualifizierte man sich nun über die Qualifikation. Das erste erste Mal war man als Veranstalter dabei. Der 12. Dezember 2002 wurde daher zum echten Fußball-Feiertag für Österreich, denn an diesem Tag bekam die Alpenrepublik gemeinsam mit der Schweiz den Zuschlag für die Endrunde der Europameisterschaft 2008. In der entscheidenden Abstimmung hatte sich die Doppel-Bewerbung gegen Ungarn mit 9:3 durchgesetzt. Dies bedeutete die erste EM-Teilnahme überhaupt, doch sollte es der letzte österreichische Sieg im Zusammenhang mit der Heim-EM gewesen sein.

Als heimische Austragungsorte wurden neben Wien noch Salzburg, Innsbruck und Klagenfurt auserkoren. Bei den Stadien unterlief den Gastgebern schon ein schwerwiegende Irrtum. Denn es  wurde verabsäumt, in der Bundeshauptstadt aus gegebenem Anlass eine funkelnagelneue Arena zu errichten. Stattdessen wurde das Happel-Stadion lediglich adaptiert, und nun ist es mehr oder weniger dem Verfall preisgegeben. Für europäische Bewerbe spielt das Relikt aus dem 20. Jahrhundert keine Rolle mehr.

DER KADER 2008

Sportlich lief es nicht nach Wunsch. Bereits die Vorbereitung unter dem damaligen Teamchef Josef Hickersberger war von Hoppalas geprägt, darunter 2006 ein aufsehenerregender 2:1-Sieg gegen Liechtenstein, in dem Österreich nach 0:1-Rückstand und katastrophaler Darbietung nur knapp einer Blamage entging.

Aus gegen Deutschland

Die Euro begann mit einem 0:1 gegen Kroatien, das schon nach vier Minuten durch einen Elfer von Luka Modric in Führung ging, am Ende aber von den Gastgeber voll gefordert wurde – letztlich ohne Erfolg. Im zweiten Gruppenspiel gegen Polen gab es dank eines von Ivica Vastic in der 93. Minute verwandelten Foulelfers ein 1:1. Mit dem Tor zog die Sturm-Legende eine erstaunliche Parallele zur WM 1998, als Vastic gegen Chile in der 92. Minute das 1:1 gelungen war.

Im letzten Gruppenspiel ging es gegen Deutschland und da stand Österreich auf verlorenem Posten, wiewohl das Match „nur“ 0:1 verloren ging. Michael Ballack sorgte in der 49. Minute aus einem Freistoß für die Entscheidung. Die Hickersberger-Elf hatte diesem Treffer nichts mehr entgegenzusetzen und schied in der Vorrunde als Gruppendritter aus.

Euro 2016: Tiefschlag nach der Euphorie

Die Europameisterschaft 2016 wurde aus dem rot-weiß-roten Blickwinkel zu einer sportlichen und emotionalen Berg- und Talfahrt in extremster Ausprägung. Der 2011 als ÖFB-Teamchef engagierte Marcel Koller hatte das Team in den ersten Jahren rundum erneuert. Einerseits sorgte der Schweizer für einen außerordentlichen spielerischen Aufschwung, andererseits wurden der Mannschaft die über Jahrzehnte hinweg das Gesamtbild beeinträchtigenden Untugenden ausgetrieben. Der Schlendrian sollte in die Historie abgedrängt werden.

Dies führte (unter anderem gegen Schweden und Russland) zu einer außergewöhnlichen Qualifikation mit unglaublichen neun Siegen und einem Unentschieden. Die erstmalige auf sportlichem Weg errungene Teilnahme an einer EM-Endrunde löste im Land eine zuvor hierzulande nicht gekannte Welle der Begeisterung aus, doch diese kam in Frankreich jäh zum Erliegen.

Verletzungen, unglückliche Spielverläufe und offenbar Versagensangst lähmten das österreichische Team, das bei der EM nicht mehr wiederzuerkennen war. Im ersten Spiel gegen Ungarn traf David Alaba nach 31 Sekunden die Stange, später verletzte sich mit Zlatko Junuzovic ein Schlüsselspieler, der für den Rest der EURO ausfiel. Mit der Roten Karte für Aleksandar Dragovic nahm das Unheil seinen Lauf. Österreich verlor das Auftaktmatch 0:2 und musste nun gegen Portugal punkten.

DER KADER VON 2016

Verletzungen, unglückliche Spielverläufe und offenbar Versagensangst lähmten das österreichische Team, das bei der EM nicht mehr wiederzuerkennen war. Im ersten Spiel gegen Ungarn traf David Alaba nach 31 Sekunden die Stange, später verletzte sich mit Zlatko Junuzovic ein Schlüsselspieler, der für den Rest der EURO ausfiel. Mit der Roten Karte für Aleksandar Dragovic nahm das Unheil seinen Lauf. Österreich verlor das Auftaktmatch 0:2 und musste nun gegen Portugal punkten.

Das Glück ist ein Vogerl

Dies gelang auch, denn gegen den späteren Europameister holte das Koller-Team ein 0:0, vor allem dank etlicher Glanztaten von Torhüter Robert Almer, der in erster Linie Cristiano Ronaldo verzweifeln ließ. Der Superstar vergab sogar einen Elfmeter, er setzte den Ball an die Stange. Österreich hatte unglaubliches Glück, konnte dies aber auch in der abschließenden Gruppenpartie gegen Island nicht für seine Zwecke nützen.

Die Isländer gingen nach einem weiten Einwurf in Führung, ehe Dragovic, der Unglücksrabe dieser Europameisterschaft, einen Elfer verschoss. Österreich versuchte sich noch einmal aufzuraffen, schaffte durch den eingewechselten Alessandro Schöpf mit dem ersten und einzigen EM-Tor noch den Ausgleich, aber nach einem Konter kam in der 94. Minute das Aus durch das 1:2. Österreich verabschiedete sich sang- und klanglos von jenem Turnier, das so große Hoffnungen genährt hatte.

Die EM-Rekordhalter

Wer sich mit der Geschichte von Fußball-Europameisterschaften beschäftigt, kommt am Namen Cristiano Ronaldo nicht vorbei. Der Portugiese ist nicht nur amtierender Europameister, sondern auch Rekordspieler (21 Spiele) und Rekordtorschütze (9).

Den Titel des Rekordtorjägers muss sich der 34-Jährige noch mit dem Franzosen und ehemaligem UEFA-Präsidenten Michel Platini teilen. Beeindruckend: Platini hat diese neun Tore bei einer einzigen Europameisterschaft erzielt und schoss Frankreich mit neun Treffern beinahe im Alleingang zum ersten EM-Titel im Jahr 1984.

BISHERIGE EM-SIEGER

Einen zweiten EM-Titel durfte Frankreich im Jahr 2000 bejubeln, als die Generation um Superstar Zinedine Zidane nach dem Weltmeistertitel 1998 auch Europameister wurde. Nur Deutschland und Spanien wurden noch öfter Europameister, nämlich jeweils drei Mal: Die Deutschen jubelten 1972, 1980 und 1996, Spanien 1964, 2008 und 2012.

Gäbe es eine „Ewige Tabelle“, wäre Deutschland überlegen in Führung: Von 49 Spielen bei Europameisterschaften konnte die DFB-Elf 26 gewinnen – bei zwölf Unentschieden und nur elf Niederlagen. Das entspricht 1,84 Punkten pro Partie – nur Wales hat einen besseren Punkteschnitt, allerdings erst sechs Partien bei einer EM-Endrunde gespielt.